Leistbares Wohnen und nachhaltiges Bauen
In den letzten Jahren haben die Immobilien- und Mietpreise vielerorts stark angezogen. In Städten wie München und anderen Ballungsräumen haben sich in einem Jahrzehnt die Preise sogar verdoppelt. Aber auch in Südtirol bereitet das Thema des leistbaren Wohnens vor allem Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen zunehmend Kopfzerbrechen. Damit wird die Frage nach den maßgeblichen Kostentreibern auch bei uns zum politischen Thema.
Zwar leben in Südtirol immer noch nahezu doppelt so viel Menschen im Eigentum wie z.B. in der Schweiz, aber auch bei uns scheint der Wunsch nach den eigenen vier Wänden immer schwerer realisierbar. Obwohl wir in Südtirol in den letzten Jahren einen regelrechten Bauboom beobachten konnten, scheint sich aufgrund der ungebrochenen Nachfrage beim Preisniveau wenig zu ändern.
Ursachen der Teuerung
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig, angefangen bei den stark gestiegenen Baulandpreisen. Nur 5,5% von Südtirols Oberfläche sind dauerhaft besiedelbar, das erhöht den Druck auf die noch nicht verbauten Lagen. Klammert man den Anteil von touristisch genutzten Zweitwohnungen, die Spekulationen am Immobilienmarkt, den „Einpreisungseffekt“ von Förderungen und die Baunebenkosten aus, so stehen häufig auch die vielen Bauvorschriften als Kostentreiber im Verdacht: die Anforderungen an Statik und Standsicherheit, Energieeffizienz, Schallschutz, Brandschutz, Barrierefreiheit, Abstellplätze und anderes mehr.
Obwohl die Teuerung gleichermaßen Bestand wie auch Neubau betrifft und die Baukosten nur eine Komponente der Gestehungskosten sind, ist das Argument der normativen Überfrachtung nicht ganz von der Hand zu weisen, gilt es doch tausende (!) an baurelevanten Normen zu beachten. In Südtirol scheint für viele der KlimaHaus-Standard eine willkommene Projektionsfläche für den Unmut über diese „Regulierungswut“ zu sein. Tatsächlich stellt die Energieeffizienz aber nur einen sehr kleinen Teil der Vorgaben dar und auch der Einfluss auf die Preisentwicklung ist äußerst gering.
Unmut über viele Bauvorschriften
In Folge der Ölkrise wurden in Italien erstmals 1976 Energieeffizienzvorgaben eingeführt. Auf unsere Gebäude entfallen ca. 40% des Energieverbrauchs und ein Drittel unseres CO2-Ausstoßes. Gleichzeitig erlauben uns hier die technischen Möglichkeiten wie in wenigen anderen Bereichen, unsere Energieintensität und Emissionen drastisch – aber auch wirtschaftlich – zu senken. Vor diesem Hintergrund müssen gemäß der Europäischen Gebäuderichtlinie seit heuer alle öffentlichen und ab 2021 auch alle anderen Neubauten als sogenanntes „Nearly Zero Energy Building“ (Fast-Null-Energie-Gebäude) ausgeführt werden.
In Südtirol setzen wir diese EU-Richtlinie mit dem KlimaHaus-Standard um. Im Hinblick auf die neuen Anforderungen wurde vor einigen Jahren der Standard grundlegend überarbeitet und nach dem Motto „weniger ist manchmal mehr“ auch kostenwirksam vereinfacht.
Das NZEB setzen wir in Südtirol nicht etwa mit KlimaHaus Gold oder einem Passivhaus (in etwa zweimal so restriktiv wie KlimaHaus A) um, wie es die Formulierung vermuten ließe, sondern mit dem energetisch wie auch wirtschaftlich weitgehend optimalen KlimaHaus A. Ein solches ist aufgrund der vielen Vereinfachungen heute sogar günstiger, als es der B-Standard der Vergangenheit war.
Zur 2017 erfolgten Anhebung des Mindeststandards ist zudem anzumerken, dass sich bereits vorher zwei von drei Bauherren freiwillig für ein KlimaHaus A entschieden, da ein solches schlicht den Stand der Technik darstellt. Die Anforderungen in Südtirol sind heute vergleichbar mit jenen z.B. in Österreich, allerdings wird es bei uns im Gegensatz zu anderen Ländern (auch Italien) keine weitere Verschärfung geben.
Kostenoptimaler Effizienzstandard
Der energiebedingte Anteil an den Baukosten macht nur wenige Prozentpunkte aus. Auch eine Rückkehr zum (neuen) KlimaHaus B würde (die europäischen Vorgaben ausgeklammert) bei den Investitionskosten Einsparungen von weniger als einem Prozent bringen, über eine Lebensdauer von 30 Jahren aber ungleich höhere Mehrkosten im Betrieb und in Abhängigkeit vom verwendeten Energieträger dutzende Tonnen mehr an CO2 pro Gebäude verursachen.
Zahlreiche Studien belegen, dass bei den reinen Baukosten die Effizienzvorgaben (siehe auch Grafik) nur eine untergeordnete Rolle spielen. Viel stärker fallen andere Aspekte ins Gewicht, wie ein komplexe Gebäudegeometrie mit Vor- und Rücksprüngen, Auskragungen, Balkonen und Terrassen, Unterkellerung und Garagen, die Konstruktionsweise und Wahl hochwertiger Baustoffe und Komponenten.
Fazit: Südtirol sollte auf seinem Weg zum KlimaLand nicht sein wirksamstes Instrument in Sachen Klimaschutz ohne Not in Frage stellen. Die wichtige Frage des leistbaren Wohnens ist weitaus komplexer und bedarf anderer Antworten.
Zwar leben in Südtirol immer noch nahezu doppelt so viel Menschen im Eigentum wie z.B. in der Schweiz, aber auch bei uns scheint der Wunsch nach den eigenen vier Wänden immer schwerer realisierbar. Obwohl wir in Südtirol in den letzten Jahren einen regelrechten Bauboom beobachten konnten, scheint sich aufgrund der ungebrochenen Nachfrage beim Preisniveau wenig zu ändern.
Ursachen der Teuerung
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig, angefangen bei den stark gestiegenen Baulandpreisen. Nur 5,5% von Südtirols Oberfläche sind dauerhaft besiedelbar, das erhöht den Druck auf die noch nicht verbauten Lagen. Klammert man den Anteil von touristisch genutzten Zweitwohnungen, die Spekulationen am Immobilienmarkt, den „Einpreisungseffekt“ von Förderungen und die Baunebenkosten aus, so stehen häufig auch die vielen Bauvorschriften als Kostentreiber im Verdacht: die Anforderungen an Statik und Standsicherheit, Energieeffizienz, Schallschutz, Brandschutz, Barrierefreiheit, Abstellplätze und anderes mehr.
Obwohl die Teuerung gleichermaßen Bestand wie auch Neubau betrifft und die Baukosten nur eine Komponente der Gestehungskosten sind, ist das Argument der normativen Überfrachtung nicht ganz von der Hand zu weisen, gilt es doch tausende (!) an baurelevanten Normen zu beachten. In Südtirol scheint für viele der KlimaHaus-Standard eine willkommene Projektionsfläche für den Unmut über diese „Regulierungswut“ zu sein. Tatsächlich stellt die Energieeffizienz aber nur einen sehr kleinen Teil der Vorgaben dar und auch der Einfluss auf die Preisentwicklung ist äußerst gering.
Unmut über viele Bauvorschriften
In Folge der Ölkrise wurden in Italien erstmals 1976 Energieeffizienzvorgaben eingeführt. Auf unsere Gebäude entfallen ca. 40% des Energieverbrauchs und ein Drittel unseres CO2-Ausstoßes. Gleichzeitig erlauben uns hier die technischen Möglichkeiten wie in wenigen anderen Bereichen, unsere Energieintensität und Emissionen drastisch – aber auch wirtschaftlich – zu senken. Vor diesem Hintergrund müssen gemäß der Europäischen Gebäuderichtlinie seit heuer alle öffentlichen und ab 2021 auch alle anderen Neubauten als sogenanntes „Nearly Zero Energy Building“ (Fast-Null-Energie-Gebäude) ausgeführt werden.
In Südtirol setzen wir diese EU-Richtlinie mit dem KlimaHaus-Standard um. Im Hinblick auf die neuen Anforderungen wurde vor einigen Jahren der Standard grundlegend überarbeitet und nach dem Motto „weniger ist manchmal mehr“ auch kostenwirksam vereinfacht.
Das NZEB setzen wir in Südtirol nicht etwa mit KlimaHaus Gold oder einem Passivhaus (in etwa zweimal so restriktiv wie KlimaHaus A) um, wie es die Formulierung vermuten ließe, sondern mit dem energetisch wie auch wirtschaftlich weitgehend optimalen KlimaHaus A. Ein solches ist aufgrund der vielen Vereinfachungen heute sogar günstiger, als es der B-Standard der Vergangenheit war.
Zur 2017 erfolgten Anhebung des Mindeststandards ist zudem anzumerken, dass sich bereits vorher zwei von drei Bauherren freiwillig für ein KlimaHaus A entschieden, da ein solches schlicht den Stand der Technik darstellt. Die Anforderungen in Südtirol sind heute vergleichbar mit jenen z.B. in Österreich, allerdings wird es bei uns im Gegensatz zu anderen Ländern (auch Italien) keine weitere Verschärfung geben.
Kostenoptimaler Effizienzstandard
Der energiebedingte Anteil an den Baukosten macht nur wenige Prozentpunkte aus. Auch eine Rückkehr zum (neuen) KlimaHaus B würde (die europäischen Vorgaben ausgeklammert) bei den Investitionskosten Einsparungen von weniger als einem Prozent bringen, über eine Lebensdauer von 30 Jahren aber ungleich höhere Mehrkosten im Betrieb und in Abhängigkeit vom verwendeten Energieträger dutzende Tonnen mehr an CO2 pro Gebäude verursachen.
Zahlreiche Studien belegen, dass bei den reinen Baukosten die Effizienzvorgaben (siehe auch Grafik) nur eine untergeordnete Rolle spielen. Viel stärker fallen andere Aspekte ins Gewicht, wie ein komplexe Gebäudegeometrie mit Vor- und Rücksprüngen, Auskragungen, Balkonen und Terrassen, Unterkellerung und Garagen, die Konstruktionsweise und Wahl hochwertiger Baustoffe und Komponenten.
Fazit: Südtirol sollte auf seinem Weg zum KlimaLand nicht sein wirksamstes Instrument in Sachen Klimaschutz ohne Not in Frage stellen. Die wichtige Frage des leistbaren Wohnens ist weitaus komplexer und bedarf anderer Antworten.